VAKW Herbstexkursion 2025 in Wabern bei Bern

Dienstag 9. September 2025

Ein Experiment sei es, hat der Präsident Peter Albisser bei der Begrüssung im Bistro Bächtelen erwähnt. Nämlich die Herbstexkursion an einem Dienstag durchzuführen. Anders wäre jedoch der Besuch bei swisstopo und bei METAS, dem Eidgenössischen Institut für Metrologie, nicht möglich gewesen. Und das Experiment hat sich gelohnt, sind doch 25 Mitglieder und Gäste anwesend.
 
Und wieder hat Pierre Kurt die Exkursion umsichtig organisiert und damit zum Erfolg verholfen.

Besuch im Bundesamt für Landestopographie swisstopo

Wir werden herzlich empfangen und in einen Vortragsraum geführt, wo uns Markus Heilig in die Tätigkeiten von swisstopo einführt. Sein Überblick zeigt, dass die swisstopo bei Weitem nicht nur die bekannten Landeskarten produziert, sondern umfassend und digital Daten zur geodätischen und topografischen Landesvermessung, zur amtlichen Vermessung, zur Geoinformatik und zur Landesgeologie erfasst, bearbeitet, speichert und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt.

Was 1838 mit den Dufour Karten für das Militär begonnen hat, stellt heute einen riesigen Strauss von verschiedensten Geodaten dar. Für die Karten ist immer noch die Armee Hauptabnehmer. Deshalb ist swisstopo auch immer noch dem VBS angegliedert.

Dufourkarte Zürich City
Dufourkarte, Ausschnitt von Zürich, Blatt VIII, 1861.

Wir erfahren, dass die ganze Schweiz mit einem digitalen Höhenmodell von 50 cm horizontaler Maschenweite abgebildet ist. Um die Koordinaten zuverlässig zu erfassen, werden heute vier verschiedene GPS Systeme verwendet. Eine Referenzstation in Zimmerwald und 30 sogenannte GNNS Referenzstationen sorgen ständig dafür, dass die Vermessung der Schweiz mit hoher Präzision (2-3 cm genau) geschehen kann.

Mit zwei Flugzeugen wird die ganze Schweiz in regelmässigen Abständen — und bei Bedarf auch zwischendurch — digital erfasst. Damit sind alle Häuser, Strassen und Wege, Bäume und sonstige Landoberflächen präzise erfasst und in einer riesigen Datenbank abgespeichert. Diese bildet die Grundlage für die halbautomatische Herstellung und Nachführung der Landeskarten und auch spezieller Karten wie z.B. für die Luftfahrt.

Anschliessend erläutert uns Reto Casty den Prozess zur Erstellung der Landeskarten. Er zeigt, wie sich das Bild seit der ersten Schweizerkarte von Konrad Fürst im Jahre 1496 bis heute zu den modernen 1:25'000 bis 1: 1 Mio. Karten gewandelt hat. Besonders interessant sind die Ausführungen, wie die Generalisierung durch die verschiedenen Massstäbe geschieht und wie von Hand die Felsdarstellungen mit viel Kunstverstand gezeichnet werden. Heute können alle Karten mit wahlweise vielen zusätzlichen Informationen auf der swisstopo App im mobile phone oder auch im Web (map.geo.admin.ch) dargestellt werden.

Swisstopo Chart Printer
Individuell gestaltete Karten spuckt der Drucker bei swisstopo aus (Peter Gugger).

Peter Gugger führt uns dann noch durch die Druckerei, wo in vielen Schritten und hochpräzis mit vielen Farben und grosser Geschwindigkeit die Karten gedruckt werden. Ein spezielles Produkt wird auf einem riesigen Tintenstrahldrucker gedruckt: eine individuell gestaltete Karte, die über swisstopo.ch/myswissmap entworfen und bestellt werden kann. Ein besonderes Highlight ist dann die Kartenfalzmaschine. Damit werden die grossen Kartenblätter mit Höchstgeschwindigkeit in die bekannten gefalzten Karten zusammengelegt. Erstaunlich, dass es hier nicht zu einem Kartensalat kommt!

Swisstopo charts folding
Hier werden die Karten im Eiltempo gefalzt.

Mittagessen

Zurück im Bistro Bächtelen gibt's ein feines Mittagessen inklusive Dessert. So gestärkt gehen wir zum zweiten Teil der Herbstexkursion.


 
METAS Eingang
Eingang zum METAS.

Besuch im Eidgenössischen Institut für Metrologie METAS

Ein markanter Messturm und eine hohe schlanke goldene Säule als Wahrzeichen empfangen uns am Rande von Wabern im METAS. Im Vortragssaal gibt uns Jürg Niederhauser eine umfassende Einführung in die Aufgaben und Tätigkeiten von METAS. "Metrologie" bedeutet "Lehre des Messens". Schon Lord Kelvin (1824-1907) hat festgehalten "Was man nicht messen kann, kann man nicht verbessern". Während früher z.B. mit Elle, Fuss, Spanne oder Daumen ein grosser Wirrwarr von Masseinheiten herrschte, wurde 1875 mit dem sogenannten "Meter-Vertrag" von Paris Referenzmasseinheiten wie Meter und Kilogramm eingeführt. Diese bildeten die Grundlagen für die Erarbeitung des Internationalen Einheitensystems SI mit folgenden sieben Einheiten: Kilogramm, Meter, Sekunde, Ampere, Kelvin, Mol, Candela.

METAS Museum
Mit Jürg Niederhauser im Museum des METAS.

METAS hat den Auftrag, die Messbasis dh. die Referenzmasse mit den Fehlerquoten zur Verfügung zu halten, um beispielsweise als Dienstleistung Eichmessungen und Typenprüfungen von Messgeräten wie z.B. Waagen, Durchflussmesser oder Stromzähler durchführen zu können. Auch stellt METAS die genaue Basis für die Zeitmessung in der Schweiz zur Verfügung.

Im Jahre 2018 wurde das SI System grundlegend überarbeitet. So sind heute nicht mehr die Ur-Meter oder das Ur-Kilogramm die Referenz für alle, sondern die oben genannten Grundeinheiten werden heute über den fixen Wert von Naturkonstanten und deren physikalischen Gesetzmässigkeiten definiert.

METAS Atomuhren
Diese Atomuhren definieren die Schweizer Zeit.

Auf einem Rundgang durch das Institut sehen wir in einem Museum die interessanten Originale oder Kopien der früheren Urmasse. Und in vielen abgeschotteten Labors die heutigen physikalischen Messapparaturen, welche die sieben SI Einheiten definieren. Die Labors liegen meist im Untergeschoss, weil sie auf genau 20 Grad klimatisiert werden müssen. So etwa die sechs Atomuhren, welche die Schweizer Zeit definieren und welche nach Paris übermittelt einen Beitrag an das gewichtete Mittel der Weltzeit liefern. In einem anderen Labor sehen wir die sogenannte Watt-Waage, welche auf dem Vergleich mechanischer und elektrischer Leistung beruht und dazu dient, das Kilogramm zu definieren.

METAS Akustikraum
Im echofreien Raum.

Speziell interessant ist der Akustikraum. Dieser sogenannte echofreie Raum dient zur Schallpegelmessung (Lärmmessung). Der Raum ist rundherum ausgekleidet mit einer Art überdimensionierten Eierkartons. Steht man drin, fühlt man die absolute Stille als ein beklemmendes Gefühl. Für Einzelne wirkt das sehr unangenehm. Man bekommt Ohrensausen oder hört das eigene Herz.

METAS Messturm
Der Messturm des METAS. Hier werden Wasserzähler geeicht.

Weiterführende Links:
Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Geodaten und Applikationen
Personalisierte Karte
alle Landeskarten
Eidgenössisches Institut für Metrologie METAS

Text und Bilder: Bruno Schädler/10.10.2025