VAKW Jahresversammlung 2024 in Solothurn
Freitag 17. und Samstag 18. Mai 2024
79. Jahresversammlung VAKW
Die diesjährige Jahresversammlung mit Besichtigung und Stadtführung wurde
von Pierre Kurt und Monika Lips wiederum hervorragend und umsichtig
organisiert ‐ vielen Dank dafür. Der Lohn dafür ist, dass 31
Mitglieder und Begleitungen zwei spannende, ausgefüllte und begeisternde
Tage in Solothurn verbracht haben.
Das Programm beginnt ‐ anders als gewöhnlich ‐ nach dem Begrüssungskaffe mit
der Jahresversammlung im Hotel Roter Turm.
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Jahresversammlung VAKW 2024. |
Der Präsident Peter Albisser begrüsst die anwesenden 19 Mitglieder und führt die Versammlung wie gewohnt souverän und gleichzeitig locker durch die üblichen obligatorischen Traktanden. Jahresbericht, Protokoll, Rechnung und Budget werden alle ohne Gegenstimme genehmigt. Engagiert zu diskutieren geben jedoch unter "Verschiedenes" die Themen «Ende der Ausbildung von Wettersoldaten auf Ende 2023» und «Auflösung der Wet Kp auf Ende 2025». Unter uns Wetter-Fachleuten sind diese Entscheide sehr schwer nachvollziehbar. Als Konsequenz wird unserem Verein der Nachwuchs fehlen!
Mittagessen
Auch dieses Jahr hat das Organisationsteam mit dem Hotel Restaurant Roter Turm eine ausgezeichnete Wahl als Unterkunfts- und Verpflegungsort gemacht. Das Mittagessen hat ausgezeichnet geschmeckt.
Besuch Glutz AG
Am Nachmittag besuchen wir die Glutz AG. Frau Mochon und Herr Kaufmann führen uns äusserst kompetent in zwei Gruppen durch die Produktion und die Manufaktur (Giesserei). Die Firma wurde 1863 von Viktor Glutz von Blotzheim gegründet und produziert Beschläge, Schlösser, Bänder und Scharniere, mechanische und elektronische Zugangssysteme und Türautomaten. Früher wurden die meisten Teile in der Giesserei produziert. Heute sind neben vielen imposanten Industrierobotern aber auch 230 Mitarbeitende für die Firma tätig.
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Giesserei Glutz AG in Solothurn. |
Wir staunen über die Industrieroboter, die in hohem Tempo die kleinen Metallkästen der Schlösser schweissen, schleifen, reinigen und mit Laserdruck beschriften. In einem anderen Gebäude stehen Pressen, die mit 160 Tonnen Druck aus Stahlbändern komplizierte Teile herstellen. Und eine riesige Stanzmaschine, welche aus grossen Stahlblechen unzählige Teile stanzt, biegt und mit Laser schneidet. Das Lager der Stanzwerkzeuge ist ebenso eindrücklich, nicht zuletzt, wenn man die Preise dazu hört: bis 300'000 Franken kostet ein solches (sehr komplexes) Stanzwerkzeug.
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Blick in das Museum der Manufaktur Giesserei Glutz AG. Gegossene Griffstücke für Schränke und Türen. |
Handarbeit ist aber auch nötig. Die komplizierten mechanischen Schlösser werden von Frauen mit flinken Händen und gutem Blick exakt zusammengebaut und sogleich auch auf gute Funktion geprüft. In der Manufaktur werden auch heute noch einzelne Teile aus Messing (Beschläge, Türklinken) oder Bronze (Glocken) gegossen. Mit Sandguss- oder Wachsgusstechnik werden die Formen hergestellt. Nur noch wenige sehr spezialisierte Fachkräfte sind in dieser Kunstgiesserei tätig.
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Wird in der Manufaktur Glutz AG heute noch hergestellt: Gegossene Glocke aus Bronze. |
Das äusserst interessante "Museum" zeigt uns, was früher und auch heute noch gefertigt wird. 10'000 Formen stehen immer noch zur Verfügung, wenn man im umfangreichen Katalog etwas gefunden hat, um zu Hause ein altes Möbelstück oder die Haustür zu verschönern. Besonders attraktiv sind heute natürlich auch immer noch die vielen kleinen Glocken (für Tiere etc.), welche hier gegossen werden.
Apéro und Abendessen
Mit dem Dachrestaurant La Tourelle im 5. Stock des Restaurants Roter Turm haben Pierre und Monika einen besonders schönen Ort ausgesucht. Die Aussicht über die Dächer der Altstadt von Solothurn ist herrlich und das Essen und der Wein sind exquisit.
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Zeitglockenturm mit angrenzendem Hotel Roter Turm. |
Das Hotel Roter Turm ist direkt am berühmten Zeitglockenturm von Solothurn angebaut, dessen Ursprung auf das frühe 13. Jahrhundert datiert wird. Zu Beginn war er ein mit 170 cm dicken Mauern gut geschützter Wohnturm. Schon 1407 wurde er zum Uhrturm, der den Marktleuten auf dem angrenzenden Marktplatz die Zeit vermittelte. Mit dem Einbau von Glocken wurde er dann zum Zeitglockenturm, in dem in der Folge auch eine Wächterstube eingebaut wurde.
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Zeitglockenturm by night. |
Samstag, 18. Mai 2024
Viele von uns wurden frühmorgens vom emsigen Treiben der Marktleute auf dem angrenzenden Marktplatz geweckt. Nach dem Frühstück können wir uns vom reichhaltigen und frischen Angebot auf dem Gemüse- und Wochenmarkt überzeugen.
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Blick aus dem Hotelzimmer auf den Marktplatz, mit Wirtshausschild. |
Kulturhistorische Führung
Die Stadtführerin Marie-Christine Egger erwartet uns am Baseltor zur Führung zum Thema "Heilige, Damen, Weiber und Hexen - Leben und Leiden der Solothurnerinnen". Frau Egger führt uns mit viel historischem Fachwissen und zahlreichen Anekdoten zum Thema durch Solothurn. Vom Baseltor geht es nach dem Blick auf den Galgen in die wunderschöne St. Ursenkathedrale, die nach dem Brand von 2011 wieder in hellem Glanz erstrahlt. Das grosse weisse Tuch, das den Altar bedeckt, entpuppt sich bei näherem Blick als steinernes "Tuch".
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St. Ursenkathedrale Solothurn. |
Immer wieder geht Frau Egger auch auf das Thema Wetter ein, z.B. zum Thema Eisheilige (11. – 15. Mai): An diesen Tagen läuten noch heute jeweils um 19 Uhr alle 11 Glocken während 19 Minuten. Das Geläut beginnt jeweils mit der kleinsten und endet mit der grössten Glocke. Dieser Brauch nennt sich "Über den Reif läuten". Das Glockengeläut galt als "antidämonisch" und soll die kalten Winde vertreiben. Als während der kleinen Eiszeit schlechtes Klima herrschte und die Landwirtschaft darunter litt, waren die Sündenböcke bald gefunden: die Wetterhexen, welche das Wetter inkl. Gewitter und Hagel machten.
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St. Ursenkathedrale, Blick in die Kuppel. |
Das imposante Zeughaus aus dem 16. Jahrhundert erinnert auch an die Frauen, die als Marketenderinnen in den Krieg zogen; das Haus Nr. 12 an die erste Schulfrau (Lehrerin). Und im Ambassadorenhof residierten während drei Jahrhunderten bis zur französischen Revolution die französischen Botschafter, welche einen bedeutenden Einfluss auf die Politik der Stadt hatten. Diese einzigartige interessante Stadtführung endet in der ältesten Kirche von Solothurn, der St. Peters Kapelle. Zum Abschluss verteilt uns Frau Egger noch Unterlagen zu typischen Solothurner Rezepten, wie das Soledurner Wysüppli oder Soledurner Fastenbrot.
Damit endete auch die diesjährige VAKW Jahresversammlung.
Text und Bilder: Bruno Schädler
Weiterführende Links:
https://roterturm.ch/
https://roterturm.ch/de/turmgeschichten/
https://glutz.com/ch/de/manufaktur
https://solothurn-stadtfuehrungen.com/thematische-fuehrungen/