VAKW Herbstexkursion 2022 nach Horgen und Wädenswil

Freitag, 7. Oktober 2022

Kohlebergwerk Käpfnach

Begrüssung der VAKW Gäste im Häuertreff
Der Präsident Peter Albisser begrüsst uns im Vereinslokal Bergwerk Käpfnach.

Nach dem traditionellen Empfang mit Kaffee und Gipfeli im "Häuertreff", dem Vereinslokal des Bergwerkvereins Käpfnach, haben der Präsident Peter Albisser und unsere heutigen Begleiter, die Herren Hansruedi Steinauer und Werner Klaus, die zahlreich erschienenen Mitglieder, Gäste und ADAs der Rekrutenschule begrüsst. Dann sind wir in 2 Gruppen eingeteilt ins Bergwerk aufgebrochen.

Unser Stollenzug im Bergwerk
Abfahrt mit dem Stollenzug ins Kohlebergwerk.

Die Decke im engen Stollen kommt uns stellenweise gefährlich nahe — gut haben wir alle einen Schutzhelm auf dem Kopf — als wir mit der Stollenbahn in das Braunkohlebergwerk Käpfnach in Horgen einfahren. Es ist kühl, das "Bergwetter" liegt das ganze Jahr über bei 13 Grad. Das vor etwa 16 Millionen Jahren entstandene Kohlenflöz ist gut sichtbar, die Mächtigkeit schwankt zwischen 20 und 60 cm.

Schon 1548 wurden die Kohlevorkommen erstmals urkundlich erwähnt, aber erst seit 1708 wurde dann die Kohle auch planmässig abgebaut. Mal mehr, mal weniger intensiv wurden insgesamt rund 300'000 Tonnen Braunkohle gewonnen, bis dann im Jahre 1947 aus wirtschaftlichen Gründen der Betrieb eingestellt werden musste. Allerdings lagert nochmals dieselbe Menge immer noch im Untergrund. Grosse Teile des Abbaugebietes liegen heute unter besiedeltem Gebiet, was nicht ganz unproblematisch ist, hat sich doch die Landoberfläche wegen der Bergbautätigkeiten um rund 20 cm abgesenkt!

Tief im Bergwerk
Herr Steinauer erläutert das Arbeiten im Abbaustollen.

Wir fahren insgesamt rund 1.4 km mit der heute elektrischen Stollenbahn durch den spärlich beleuchteten Untergrund. Wie mag das wohl früher mit den dieselgetriebenen Lokomotiven gestunken haben? Bei mehreren Halten erfahren wir von der strengen Arbeiten der Mineure, die in den Abbauschlitzen liegend mit Hammer und Meissel die Kohle von Hand abgebaut haben. Auch wird uns demonstriert, wie früher mit glimmendem Kienspan, dann mit Öllampen und ab etwa 1900 mit Karbidlampen die Arbeitsplätze beleuchtet wurden.

Endstation ist das im Jahre 1989 eröffnete Bergbaumuseum, wo verschiedene Ausstellungsstücke und Modelle die Geschichte des Bergbaus in Horgen illustrieren. Höhepunkt ist aber ein 1943 entstandener Tonfilm, der eindrücklich das Arbeiten im Bergwerk während des 2. Weltkrieges demonstriert.

Dass wir das Bergwerk Käpfnach besuchen konnten, ist dem 1982 gegründeten Verein zu verdanken, der seither mit seinen etwa 35 aktiven Mitgliedern das Bergwerk wieder begehbar gemacht hat und zu den Führungen einlädt.

Mittagessen

Der Besuch im Bergwerk hat uns hungrig gemacht. Unsere Organisatoren, Peter Albisser und Pierre Kurt, haben nach strengem Evaluationsverfahren das Hotel Restaurant Engel in Wädenswil für das Mittagessen ausgewählt. Eine wahrlich gute Wahl: Die Aussicht und das Essen waren beide hervorragend!

Forschungsanstalt Agroscope, Wädenswil

Schon an der Bushaltestelle werden wir von Frau Engel in Empfang genommen und zum Vortragsraum begleitet. Die Forschungsanstalt liegt etwas erhöht oberhalb von Wädenswil an wunderbarer Aussichtslage. Im Vortragssaal liegen bereits frische Äpfel und Birnen auf!

Anita Schöneberg stellt Agroscope vor
Vortrag von Frau Anita Schöneberg, Agroscope. Im Hintergrund das Aromarad für Äpfel.

Frau Anita Schöneberg führt uns in die Organisation, Tätigkeiten und Schwerpunkte der Forschung — insbesondere in die Plattform "Agrometeo" — von Agroscope Wädenswil ein. Die Forschungsanstrengungen im Rahmen der Landwirtschaft sind fokussiert auf das Ziel "Gutes Essen – gesunde Umwelt". Ein wichtiges Instrument zur Erreichung dieses Ziels ist das sogenannte "smart farming", die Präzisionslandwirtschaft. Ein wichtiges neueres Instrument dazu ist die Web-Plattform AGROMETEO. Diese dient als Informationsplattform und Entscheidungshilfe für ein besseres Management des Pflanzenschutzes. Hier findet man speziell für den Obst- und Weinbau Meteodaten und -Prognosen, Beobachtungen an den Pflanzen (Phänologie, Insekten), Werkzeuge, Modellierungen, aktuelle Warnungen vor Schädlingen und Ratschläge für den Einsatz von Pflanzenschutzmittel.

Viele Landwirte haben in ihren Pflanzungen automatische Wetterstationen eingerichtet, deren Daten hier abgerufen werden können und die Eingang finden in die Modellierung zur Ausbreitung von Schädlingen, z.B. des Apfelschorfs. Der Apfelschorf ist ein Pilz, dessen Wachstum (und dessen Bekämpfung) stark vom Wettergeschehen abhängig sind.

Besuch der Lagerhallen

Anschliessend besuchen wir die Lagerhallen, wo jetzt Hochbetrieb herrscht. Ist doch jetzt Saison für die Apfel- und Birnenernte. Frau Perrine Gravalon führt uns in die Kunst der Einlagerung und der Sortenauswahl ein. Hier können 120 Tonnen Früchte in verschieden klimatisierten Lagerräumen eingelagert werden: Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Licht, Kohlendioxid, Stickstoff, Sauerstoff und Aethylen werden überwacht und gesteuert.

Lagerraum bei Agroscope
Frau Perrine Gravalon zeigt uns einen der Lagerräume.

Warum ist die Lagerung wichtig? Natürlicherweise würden Früchte verfaulen, damit die Samen freikommen und sich verbreiten können. Bei der Reifung entsteht Aethylen. Das muss abgesaugt werden. Zudem hilft Kühlung und Zusatz von Stickstoff für die Haltbarkeit der Früchte. Jedoch muss eine Sorte auch zur Lagerung geeignet sein: eher grüne und späte Sorte, keine Faulstellen, geeigneter Standort, vor der Ernte eine "Lagerbehandlung" spritzen.

Aber nicht nur die Lagerfähigkeit ist wichtig, sondern natürlich auch das Aroma der über Tausend Apfelsorten. Dazu degustieren viele Personen — Spezialisten und Laien — die neuen Sorten. Zur Objektivierung dient ein "Aromarad", welches eine Einteilung in Aromafamilien, Geschmack und Textur und dort in viele Untergruppen erlaubt. Wir können das in einer Degustation von zahlreichen aufgeschnittenen Äpfeln direkt ausprobieren. Die Unterschiede sind im direkten Vergleich frappant.

Degustation
Degustation verschiedener neuer Apfelsorten.

Zum Abschluss sind wir noch zu einem Apéro eingeladen, natürlich zu Wein von Agroscope. Vielen Dank!

Der heutige äusserst interessante und gelungene Anlass wurde wieder wie schon so oft von unserem erfahrenen Organisationsteam Peter Albisser und Pierre Kurt umsichtig organisiert. Vielen Dank!

Text und Fotos: Bruno Schädler

Weitere Informationen unter:
https://www.bergwerk-kaepfnach.ch
https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/ueber-uns/standorte-kontakte/waedenswil.html
https://www.agrometeo.ch