73. Jahresversammlung des VAKW in Appenzell, 2. / 3. Juni 2018
(B.S.) Mit der Appenzeller Bahn fahren wir durch das wunderschöne, hüglige Voralpengebiet des Appenzells von Gossau SG via Herisau und Urnäsch nach Hirschberg-Appenzell. Dort empfängt unser Präsident Peter Albisser im Restaurant Rank die 24 Mitglieder und Gäste zu Kaffee und Gipfeli. Im Haus nebenan, einer ehemaligen Schreinerei, befindet sich der Schweizer Sitz der Firma MeteoGroup AG.
1. Tag, 2. Juni 2018
Firma MeteoGroup Schweiz AG
Daniel Köbele, MeteoGroup Schweiz AG
Hier empfängt uns der Meteorologe Daniel Köbele und führt uns durch die Räumlichkeiten der "Weather factory". Die Firma MeteoGroup ist eine internationale in 15 Ländern tätige Firma mit Hauptsitz in den Niederlanden, gegründet im Jahre 1986. In der Schweiz hat sie die ehemalige Firma Meteomedia übernommen. Und damit auch über 380 Wetterstationen, die ins weltweite eigene Messnetz von 1200 Stationen integriert wurden. Die Firma ist in allen relevanten wetterabhängigen Sektoren tätig: Vorhersage, Energie, Transport, Aviatik, Versicherungen, Unwetterwarnung.
Daniel Köbele erläutert die verschiedenen Rekordwerte. | Einige Rekordwerte sind selbst für uns Fachleute recht überraschend. |
Das Wetterbüro der MeteoGroup in Appenzell. | Die moderne Wetterstation findet das Interesse der VAKW Mitglieder. |
An der "Weltrekord-Tafel" erläutert Daniel Köbele meteorologische Rekorde weltweit, im Vergleich zu Europa, zur Schweiz und auf dem Säntis. Einige Zahlen sind auch für uns Fachleute recht überraschend. Weiter geht's zu einer interessanten Übersicht über die Geschichte der Wetterstation Säntis, mitsamt der grausligen Geschichten über den rätselhaften Mord am Beobachter-Ehepaar. Das Museum mit alten meteorologischen Gerätschaften interessiert uns alle, die schon Beobachtungsstationen betrieben haben. Als Gegensatz wird uns die moderne Station draussen vor dem Gebäude gezeigt. Zum Abschluss des äusserst interessanten und abwechslungsreichen Rundgangs schauen wir dem diensthabenden Meteorologen im Wetterbüro über die Schultern. Und ganz zuletzt können wir uns im Fernseh-Wetterstudio noch vor dem Greenscreen produzieren.
Für die Mittagspause dislozieren wir zum Gasthaus Hof in Appenzell, wo wir die Zimmer beziehen und das reichhaltige Mittagessen einnehmen.
Wettererfassung mit Drohnen
Martin Fengler, Meteomatics AG
Der Nachmittag beginnt mit einem hochinteressanten und spannenden Vortrag von Dr. Martin Fengler, dem CEO der in St. Gallen beheimateten Firma Meteomatics. Diese Firma will mit 25 Mitarbeitenden dazu beitragen, dass die heutigen numerischen Wettermodelle in Zukunft viel besser Nebel, Hochnebel, Regen und Schneefall sowie Gewitter und Vereisungsgefahr für Flugzeuge zeitlich und örtlich hoch aufgelöst und in lokalem Rahmen vorhersagen können. Dazu müssen die Eingangsdaten in der planetaren Grundschicht (bis ca. 1.5 km Höhe) viel besser erfasst werden. Heute erfassen nur die Radiosondenaufstiege diese Daten, in der Schweiz in Payerne 2 Mal im Tag.
Martin Fengler erläutert die Zielsetzungen der Firma Meteomatics. | Eine Weiterentwicklung der Drohne für die Tornadoforschung des US Wetterdienstes. |
Die Lösung der Firma Meteomatics ist die Entwicklung eines "Autonomous Meteorological Sounding System" AM2S: Die Drohne mit meteorologischen Messgeräten wurde seit 2012 entwickelt. Sie erfasst alle 20 Minuten vollautomatisch ein Vertikalprofeil mit einer Steig- und Sinkgeschwindigkeit von 2 m/s. Dabei werden kontinuierlich Temperatur, Feuchte, Windgeschwindigkeit und -Richtung sowie Luftdruck gemessen. Damit kann die Entwicklung der Inversionen, von Bodennebel etc. genau erfasst werden.
Diese Sonden wurden 2015 vom Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL zugelassen. Seither haben sie vollautomatisch 15'000 Vertikalprofile geflogen. Interessiert ist seit 2016 auch der US Wetterdienst, und zwar für die Tornadoforschung.
Als Idealvorstellung und Ziel sieht Meteomatics ein Messnetz von 20-25 Standorten für diese Vertikalprofile in der Schweiz vor, von wo alle 40 Minuten die Drohne starten würde. Die Integration der Daten in die Wettermodelle ist der Firma auch schon gut gelungen: Sogar Wasserhosen am Bodensee konnten schon vorhergesagt werden.
Martin Fengler hat zum Schluss seiner Ausführungen zahlreiche Fragen aus dem interessierten Publikum beantwortet und uns fasziniert von den heutigen technischen Möglichkeiten der Messtechnik zurückgelassen.
73. Jahresversammlung VAKW
Nach der Kaffeepause begrüsst Präsident Peter Albisser die 18 Teilnehmenden zur 73. Jahresversammlung des VAKW. In gewohnt routinierter und ruhiger Atmosphäre führt Peter in seinem bereits fünften Amtsjahr durch die Geschäfte. Grund zur Sorge bietet der Mangel an jüngerem Nachwuchs im Vorstand, es wird auch noch immer ein Technischer Leiter gesucht. Die nächste Aktivität im Rahmen des VAKW wird die Herbstexkursion vom Samstag, 29. September 2018 in Olten zum Thema Energiehandel sein. Ein Apéro im Garten des Gasthauses Hof leitet anschliessend über zum feinen Nachtessen mit geselligem Ausklang.
Die 73. Jahresversammlung des VAKW wird eröffnet. | Interessiert verfolgen die Mitglieder die Ausführungen des Präsidenten Peter Albisser. |
2. Tag, 3. Juni 2018
Stadtführung in Appenzell
Um 10 Uhr empfängt uns Frau Irina Künzle zur Stadtführung durch das schöne Appenzell, dem Hauptort von Appenzell Innerrhoden. Die 6000 Einwohner vom Dorf Appenzell leben hauptsächlich vom Tourismus und vom Kunsthandwerk. Hier liegt auch der bekannte Landsgemeindeplatz, wo sich alljährlich die Landsgemeinde versammelt, seit 1991 auch mit Beteiligung der Frauen.
Frau Irina Künzle führt uns lebhaft durch Appenzell. | Auf dem Landsgemeindeplatz. |
Frau Künzle zeigt uns die alten Patrizierhäuser mit ihren Putzenscheiben, den schwarz/weissen Fensterläden und den "Tafen" geannten Schildern. Bei einem Brand im Jahre 1560 ist beinahe das ganze Dorf abgebrannt: über 170 Häuser wurden zerstört. Daraufhin wurden die Schindeldächer verboten und Nachtwächter angestellt. Seit 1923, als Johannes Hugentobler die Fassade des Hauses mit der Löwen Drogerie farbig bemalt hat, wurden auch viele andere ehemals grau-schwarzen Häuser farbig gestaltet. Zum Abschluss überrascht uns Frau Künzle noch mit zwei Kunstwerken des Aktionskünstlers Roman Signer: einer Drehplatte mitten auf der Strasse und einem kippenden Tisch am Ufer des Dorfbachs Sitter.
Die 12 Bilder stellen die typischen Tätigkeiten in den 12 Monaten dar. | Der Kipptisch des Künstlers Roman Signer am Ufer der Sitter. Unten aus den Tischbeinen schiesst Wasser. |
Wir vergnügen uns auf der Drehplatte des Künstlers Roman Signer auf der Hauptstrase von Appenzell. | Der Präsident bedankt sich für die Stadtführung und verabschiedet die Mitglieder. |
Nach dieser äusserst interessanten und schönen Stadtführung verabschieden wir uns. Alle gehen mit schönen Erinnerungen und vielleicht noch mit einem essbaren Souvenir in Form eines Appenzeller Bibers nach Hause.
Text und Fotos: Bruno Schädler
Weitere Infos unter: | www.meteogroup.com/de |
www.meteomatics.com |
Jahresversammlung 2019