Herbstexkursion 2014: Festungsmuseum Reuenthal und PSI
Samstag, 13. September 2014
(alb) Die Herbstexkursion 2014 bot den Teilnehmenden zwei völlig unterschiedliche Programme: Am Vormittag gab es mit der Besichtigung der Festung Reuenthal (AG) einen Blick zurück in die Vergangenheit; am Nachmittag bot der Besuch des Paul Scherrer Instituts (PSI) in Villigen einen Einblick in modernste, zukunftsweisende Spitzenforschung. Beide Teile stiessen bei den Teilnehmenden auf grossen Anklang.
Teil 1: Festung Reuenthal (AG)
Nach dem Begrüssungskaffee im Artilleriefestungswerk gab es draussen vor dem Haupteingang von kompetenter Seite ausführliche Informationen über die Geschichte, den Bau und der Bedeutung der Festung Reuenthal.
Die Artilleriefestung Reuenthal liegt
auf einer Anhöhe oberhalb des Rheins zwischen Koblenz und Leibstadt
gegenüber dem deutschen Städtchen Waldshut. Der Bau der Festung erfolgte
aufgrund der damaligen Bedrohungslage. Mit ihr wollte man eine
Rheinüberquerung von der deutschen Seite her verhindern. Die Bauzeit vom
ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung im Rohbau dauerte nur rund 15
Monate. Als Arbeitslohn erhielten die Bauleute in Abhängigkeit ihrer
Funktionen einen Stundenlohn von 70, 80 oder 90 Rappen. Die Übergabe der
Anlage an die Truppe erfolgte im April 1939.
Das Werk wurde ursprünglich für 90 Wehrmänner gebaut. In der Folge musste dann allerdings der Bestand bis Juni 1944 auf über 139 Mann erhöht werden! Als Hauptbewaffnung besass die Artilleriefestung zwei 7,5 cm Kanonen mit einer maximalen Reichweite von zehn Kilometern.
Während des Aktivdienstes (1939 bis1945) war das Artilleriewerk Reuenthal dauernd besetzt. Als "GEHEIM" eingestuft blieb es bis 1960. Wegen den waffentechnischen Entwicklungen verlor das aufwendig erstellte militärische Bauwerk jedoch sukzessive an Bedeutung und 1989 wurde es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seither wird die Festung rege besucht. Es erinnert die Besucher an die düstere Zeit des zweiten Weltkrieges.
Nach den einführenden Erläuterungen wurde die eindrückliche Anlage unter
fachkundiger Leitung in zwei Gruppen eingehend besichtigt. Dabei konnte sich
jeder selbst ein Bild machen über die engen und schwierigen
Platzverhältnisse, unter denen damals die Armeeangehörigen ihren Aktivdienst
in der Festung verrichteten. Besucht wurden auch die im Werk befindlichen
interessanten Sonderausstellungen (Themen: 5. Kolonne, Uniformen und Helme
aus der Zeit des 1. und 2. Weltkrieges, Handfeuerwaffen der damaligen
Alliierten und Achsenmächte, Verdienstorden in der deutschen Wehrmacht
u.a.).
Nach dem Rundgang gab es innerhalb der Festung in der "Barbara-Stube" ein schmackhaftes Mittagessen.
Teil 2: Paul Scherrer Institut (PSI)
Der zweite Teil der Herbstexkursion fand in Villigen im Paul Scherrer Institut (PSI) statt. Dort empfing uns der ehemaligen Wet Of Martin Zimmermann, der seit vielen Jahren als dipl. Physiker ETH im PSI tätig ist. Von ihm erhielten wir im modern und anregend gestalteten "psi forum" eine interessante Einführung über das zum ETH-Bereich gehörende Forschungszentrum des Bundes für Natur- und Ingenieurwissenschaften.
Wir hörten, dass das PSI hoch komplizierte Grossforschungsanlagen
entwickelt, baut und betreibt. Sie ermöglichen Spitzenforschung in den
Bereichen Materie und Material, Mensch und Gesundheit sowie Energie und
Umwelt. Die Anlagen stehen auch Forscherinnen und Forschern aus dem In- und
Ausland für Projekte zur Verfügung. Nach dem Referat von Martin Zimmermann
blieb noch etwas Zeit, um sich an den im "psi-forum" aufgestellten
interaktiven Ausstellungsobjekten zu betätigen.
Danach
marschierten wir zur Synchrotron Lichtquelle Schweiz (SLS), die sich in
einem riesigen, auf der westlichen Seite der Aare gelegenen, an eine
fliegende Untertasse erinnernden Rundbau befindet.
Dr. M. Janousch erklärte uns zu Beginn vor einem Modell der Aufbau und das
Prinzip der SLS.
Im Synchrotron werden elektrisch geladene Teilchen (Elektronen) in einer
ringförmigen Anlage auf annähernd Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Sie
kreisen dann für viele Stunden in einem luftleeren Metallrohr, dem
sogenannten Speicherring. Auf ihrer Kreisbahn werden die Elektronen durch
Ablenkmagnete gehalten. Dabei strahlen sie extrem gebündeltes und
hochintensives Synchrotronlicht aus, das mit Hilfe von "Spiegeln" zu den
verschiedenen Experimentierplätzen geführt wird. Jede Strahllinie hat
unterschiedliche Eigenschaften, wobei die Wellenlänge von Infrarot- bis zur
harten Röntgenstrahlung reicht. Das ermöglicht Forschungsarbeiten in ganz
unterschiedlichen Sparten.
Das wurde uns beim Besuch von einigen ausgewählten Experimentierplätzen
deutlich aufgezeigt. Einsatzgebiete für die im SLS erzeugte Strahlung sind
Biologie/Medizin (z.B. Bestimmung der Struktur von komplexen Molekülen),
Chemie (z.B. Photochemie), Physik (z.B. Röntgenoptik für Kristallographie)
und Technik (z.B. Röntgenmikroskopie).
Der Besuch der Synchrotron Lichtquelle Schweiz (SLS) bildete den Höhepunkt und zugleich den Abschluss der in jeder Beziehung erfreulich verlaufenen Herbstexkursion 2014.
Bildlegenden:
- Eingang zur Festungsanlage Reuenthal
- Die beiden kompetenten Führer vermitteln viel Interessantes zur Artilleriefestung.
- Eine der beiden in der Festung als Hauptbewaffnung aufgestellten 7,5 cm Kanonen.
- Mittagessen innerhalb der Festung in der "Barbara-Stube".
- Gespannt lauschen die Teilnehmenden vor dem Modell der SLS den Ausführungen.
- Blick in die Halle der Synchrotron Lichtquelle Schweiz (SLS).
- Experimentierplatz in der SLS.
Herbstexkursion 2015